Gutach, Kirnbach, Reichenbach: In diesen drei Gemeinden bzw. Ortsteilen im Kinzig- und Gutachtal ist die Tracht mit dem Bollenhut zu Hause. Den Namen hat ihr der größte dieser Orte gegeben, in dem heute noch nahezu alle Teile der Tracht handwerklich hergestellt werden.

Auffälligstes Merkmal der Gutacher Tracht ist der Bollenhut, ein mit weißem Gips gefestigter Strohhut, auf den in Kreuzform elf große und drei im Ansatz erkennbare Wollbollen aufgenäht sind. Das Gewicht des Hutes beträgt etwa 1,5 bis zwei Kilogramm. Ledige Frauen tragen den roten Bollenhut zur Tracht von der Konfirmation bis zur Hochzeit, der Hut der verheirateten Frauen wird mit schwarzen Bollen besetzt.

Durch einen Gebietstausch gerieten die drei einst württembergischen Orte 1810 nach Baden, wo sie nun eine evangelische Insel inmitten des katholischen Großherzogtums bildeten. Den Bollenhut bekamen sie noch von den Württembergern mit auf den Weg: Es war Herzog Friedrich Eugen, der 1797 die Fertigung von Strohhüten mit roten und schwarzen Kreisen anordnete. Die Hutmacherei sollte die Not in den Württemberger Gemeinden lindern und die verzierten Hauben die Trachtenmode beleben.

Mit dem allgemeinen Wandel der Lebens- und Arbeitswelt seit der Bismarck-Ära wurde die Tracht immer weniger getragen, blieb in Gutach aber durchgängig erhalten. Die in Gutach damals ansässige Künstlerkolonie entdeckte den Bollenhut im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts wieder für sich und verbreitete ihn auf Postkarten und Gemälden. Aus den roten und schwarzen Kreisen wurden kleine Wollrosen. Mit der Zeit gerieten die kleinen Wollröschen auf den Bildern zu immer größeren Wollbollen.

Die Wirklichkeit folgte bald dem gemalten Vorbild: Nun wurden die 14 Wollbollen kunstvoll auf weiß gegipsten Strohhüten drapiert. Insbesondere der Kunstmaler Wilhelm Hasemann tat sich dabei hervor und verkaufte viele seiner Motive nach Amerika. Als die badische Großherzogin Luise von Preußen – 1859 Gründerin des ersten Badischen Frauenvereins – schließlich bei ihren Aufenthalten im Schwarzwald selbst Bollenhut trug, war er endgültig salonfähig geworden.

Anfang des 20. Jahrhunderts schmückt der Bollenhut Postkarten und Briefmarken. Seit den 1920er Jahren taucht er verstärkt in der Tourismuswerbung auf und ist in stilisierter Form auch im Logo der Schwarzwald Tourismus GmbH enthalten.

Den Rest besorgten Theaterstücke und Verfilmungen der Operette „Schwarzwaldmädel“, die zu einem Klassiker der Nachkriegszeit wurden. Der erste deutsche Farbheimatfilm kam 1950 in die Kinos und entstand nach einer Operette von August Neidhart unter der Regie von Hans Deppe. Die Hauptdarstellerin Sonja Ziemann in der Bollenhuttracht wurde für ein Millionenpublikum zur Ikone einer Bilderbuchlandschaft und zum Symbol für die heile Welt im Schwarzwald.

Die Tracht ist im kirchlichen und weltlichen Brauchtum fest verankert. Bei der Auferstehungsfeier am Ostersonntag, beim Erntedankfest (1. Sonntag im Oktober), bei gemeindlichen Festen und Feiern ist die schmucke Bollenhuttracht in Gutach und den anderen Orten zu sehen. Inzwischen wird sie schwarzwaldweit auch bei touristischen Veranstaltungen eingesetzt. Im Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof in Gutach, im Trachtenmuseum Haslach und im Schwarzwaldmuseum in Triberg ist sie ausgestellt.

Neben dem Bollenhut tragen auch die anderen Trachtenteile dazu bei, dass die Gutacher Tracht unter den mehr als 100 Schwarzwaldtrachten einen herausragenden Platz einnimmt. Der schwarze Wiefelrock, das Samtmieder mit eingestickten Blümchen, das Goller auf dem Dekolleté, der mit Flitterzeug bestickte Kragen, das weiße Hemd mit Puffärmeln und bei den Herren der schwarze, rot gefütterte Kittel ergeben ein malerisches Bild. Im 18. Jahrhundert war dieses Grundmuster als alte „teutsche Tracht“ weit verbreitet. Erst mit zunehmendem Wohlstand und der Befreiung von Kleiderordnungen entwickelte sich die bunte Vielfalt der Trachten.

Besonderheiten der Gutacher Tracht sind die schwarze Seidenkappe, die unter dem Hut getragen wird, die in die Haare geflochtenen „Mäschle“, Perlenschmuck aus Flitterzeug und Perlen mit Spiegel in der Mitte. Am Erntedankfest und zur Hochzeit wird der Schäppel (Brautkrone) getragen.

Viele weitere Infos, Tipps und Termine, wie und wo die Tracht zu erleben ist, gibt es bei Schwarzwald Tourismus unter www.225-jahre-bollenhut.de

Text: Schwarzwald Tourismus GmbH / www.schwarzwald-tourismus.info

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